Plou mit Kriegerdenkmal und Backhaus
Das Backhaus
Das Backhaus steht gegenüber dem Rathaus am Plan („Plou“). Obwohl es in Stein zwei Bäckereien (Reis‘ebeck und Bachbeck) gab, wurde im Backhaus an jedem Wochentag in allen drei Öfen gebacken. Vorwiegend wurde es von den Bauernfamilien genutzt. Mittags um 12 Uhr trafen sich hier die Frauen, die am nächsten Tag backen wollten. Die Backfrau stellte fest, wer in welchem Ofen backen wollte. Backfrau um die Jahrhundertwende war Madlene (Magdalene Vogt), dann die Kutscherin (Rosine Horch) und später Kathrine (Katharina Mall).
Für jeden Ofen waren in den meisten Fällen sechs bis sieben Touren vorgesehen. Die Reihenfolge wurde durch Auslosen festgelegt. Dafür hatte die Backfrau ein Säckchen mit Würfeln – jede Frau zog einen Würfel mit einer Nummer, welche die Backfrau dann auf einer Schiefertafel notierte. Für das Auslosen bekam die Backfrau von jeder Frau drei, später fünf Pfennig.
Diejenige, die die Nummer eins zog, musste am anderen Morgen um 6 Uhr den Ofen anheizen. Das Brennmaterial musste von den jeweiligen Teilnehmerinnen gestellt werden. Jede Tour dauerte etwa drei Stunden. Gefeuert wurde mit Reisig (in der Regel drei Bund), das im ganzen Ofen verteilt wurde. Nach einer Stunde war das Feuer abgebrannt und man holte mit einer Holzkrücke die Glut aus dem Ofen. Eine eiserne Krücke durfte nicht verwendet werden, da der Backofenboden dadurch hätte Schaden nehmen können. Anschließend wurde er mit einem feuchten Strohwisch gereinigt. Zur Probe, ob der Ofen seine richtige Temperatur hatte, streute man etwas Mehl ein. Wurde es zu schnell braun, war der Ofen noch zu heiß. So musste der Wischvorgang wiederholt werden. War die richtige Hitze vorhanden, konnte eingeschossen werden. Bis das Brot fertig war, hielt man ein Schwätzchen und tauschte Neuigkeiten aus. Gebacken wurde nicht nur Brot, sondern auch Griebenkuchen, Peterlingskuchen, Käse- oder Apfelkuchen, im Herbst Zwetschgenkuchen, im Winter Zwiebelkuchen und zu den Festen Schnauzerleskuchen. Freitags buk die Backfrau für sich selbst und für Familien, die nur zwei Laibe Brot brauchten. Seit etwa 1967 wurde im Backhaus nicht mehr gebacken und die Öfen verfielen mit der Zeit.
Im Juni 1988 hatten die Helfer der Freiwilligen Feuerwehr gemeinsam mit Arnold Würth das Backhaus ausgeräumt und die drei zusammengebrochenen Öfen neu ausgemauert. Als das Innere in neuem Glanz erstrahlte, wurden die Öfen zum ersten Mal wieder angefeuert und Probe gebacken. Dabei hatte man sich Rat bei Arnolds Mutter Berta Würth und bei Herta Rischert geholt. Unter deren Anleitung machte man sich mit dem Backen im Backhaus vertraut. Unter Kommandant Walter Jochim wurde 1988 das erste Backhausfest gefeiert.
Das Kriegerdenkmal
Wer einen Spaziergang durch Stein unternimmt, kommt irgendwann an den Platz, an dem anmutig still und mahnend das Kriegerdenkmal steht. Viele Geschichten könnte der Platz erzählen, einst umrahmt von der Post, der Buchbinderei, dem Backhaus, der Lindenwirtschaft, dem Rathaus, einer Kuchenbäckerei und dem Gasthaus zum Lamm. Erstellt und geplant wurde das Denkmal 1901 vom Handwerker W. Zartmann aus Neckarsulm für die Kriegshelden von 1866 sowie 1870/1871. Ursprünglich befanden sich rechts und links oben zwei bronzene Löwenköpfe, die Wasser spien. Auf vier Seiten standen die Namen der gefallenen Soldaten. 1933 musste das Denkmal renoviert werden und der Gemeinderat beschloss, auch die Gefallenen des Ersten Weltkrieges anzubringen, dazu eine Einfriedung in Form von hängenden Ketten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Hakenkreuze entfernt sowie die Beschriftung geändert und durch die Namen der im Zweiten Weltkrieg gefallenen Soldaten ergänzt. In den folgenden Jahrzehnten hat sich der Platz immer wieder verändert. Die Ketten wurden durch einen Lattenzaun ersetzt, der in späteren Jahren noch erneuert und nach außen verlegt wurde. Im Zuge der Ortskernsanierung im Jahr 1989 wurde die Umrandung abgerissen und der Platz neu eingefriedet.
Die Freiwillige Feuerwehr von Stein lud ab September 1988 bis in die Mitte der 1990er-Jahre zum jährlichen Backhausfest ein. Neben der feierlichen Kranzniederlegung am Volkstrauertag, findet hier seit dem Jahre 1995, immer am ersten Dezemberwochenende, der Steiner Adventsmarkt statt. An diesem Adventsonntag erstrahlt der Platz weihnachtlich mit Lichterglanz, Musik und festlichem Flair – und ist somit wieder Mittelpunkt des Dorfes.