Mörikeapotheke
Mörikeapotheke
Abb.: Die Mörike-Apotheke mit Stadthaus – zu erkennen am Erker - um 1910. Zu dieser Zeit befand sich das Haus und die Apotheke bereits nicht mehr im Eigentum der Familie Möricke
Der erste Möricke-Apotheker, Bartholomäus, kam in den 1680er Jahren von Havelberg nach Neuenstadt. Er heiratete 1694 die junge Witwe des Apothekers Vischer und wurde 1707 der Eigentümer der Neuenstadter Apotheke, die in der heutigen Pfarrgasse lag. Bartholomäus Möricke nannte sich Hof- und Stadt-Apotheker. Sein jüngster Sohn Albrecht folgte seinem Vater als Apotheker nach. Und wiederum übernahm ein Sohn die Apotheke. Dieser, Carl Friedrich Wilhelm Möricke, begann mit dem „Böppele machen“, d.h. mit der Herstellung der berühmten Mörickeschen Blutreinigungspillen. Die überwiegend in Neuenstadt in Heimarbeit gefertigten Pillen waren ein Verkaufsschlager und machten die Mörickes zu wohlhabenden Leuten.
1803 kaufte Carl Friedrich Wilhelm, der mit Elisabeth Rosina von Schwachheim verheiratet war, das stattliche Gebäude gegenüber dem Schloss und richtete seine Apotheke im linken Gebäudeteil und seine Pillenfabrikation im rechten, dem Stadthaus, ein. Sein Nachfolger, der älteste Sohn Hofrat Dr. phil. Carl Friedrich Wilhelm, übernahm 1805 die Leitung der Apotheke und baute die Pillenproduktion weiter aus. Nun wurde das Mörickehaus zu einem gesellschaftlich-kulturellen Mittelpunkt der Stadt.
Abb.: Kaiserliche Genehmigung der Herstellung der Blutreinigungspillen von 1790
Abb. links:
Das Ehepaar Dr. Phil. Carl Friedrich Wilhelm Möricke und seine Ehefrau Franziska, geb. Frey aus Markgröningen. Die Freundlichkeit und Güte dieses Paares war legendär. Sie führten ein für Gäste offenes Haus und veranstalteten viele Feste mit Literaturlesungen, Musik und Tanz. Im neuen Haus gab es sogar einen Tanzsaal.
Abb. rechts:
Sammlung von Utensilien aus der Möricke-Apotheke. Vorne die kleinen runden Schächtelchen enthalten die kaiserlich privilegierten Blutreinigungspillen.
Sein Nachfolger, Dr. med. Karl Abraham Möricke, war der letzte Möricke-Apotheker. Doch er führte die Apotheke nicht selbst, sondern verpachtete sie. Er praktizierte selbst lieber als Arzt in Neuenstadt. Er übernahm von Dr. Elsäßer das stattliche Gebäude mit weitläufigem Garten neben der Lindenanlage und verkaufte schließlich die Apotheke mitsamt dem Gebäude. Zusammen mit seiner Frau, der Sängerin Marie Seyffer aus Stuttgart, machten die Mörickes nun dieses Haus zu einem kulturellen-gesellschaftlichen Mittelpunkt Neuenstadts mit Abendgesellschaften, musikalischen Abenden und Gartenfesten. Auch der Dichter Eduard Mörike, ein Vetter des Hausherrn, war öfters zu Gast, fand er doch in der Sängerin Marie Möricke eine gleichgestimmte Seele.